überarbeitet am 17.12.2011
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Die Auslieferung der letzten in Deutschland bestellten Chiffriermaschinen
zog sich mit zunehmender Dauer des 2. Weltkriegs immer mehr in die Länge, so
dass von Mitarbeitern des Chiffrebüros eine technisch verbesserte Chiffriermaschine
entwickelt wurde, welche von Zellweger AG, Uster, gefertigt wurde.
Zwei Prototypen wurden 1943 entwickelt und im Herbst 1944 erfolgreich erprobt,
die mechanisch weiter verbesserte Maschine wurde ab Frühjahr 1945 als
"NEMA Modell 45" in einem Los von 640 Maschinen gebaut. In den Einsatz gelangten
die Maschinen erst 1947, über 20 Jahre wurden sie vom Heer und dem Eidgenössischen
Politischen Departement eingesetzt.
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Verschlüsselungsgerät
Rotorprinzip, eine Umkehrwalze,
vier Permutierwalzen, fünf Fortschaltewalzen
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Ähnlich wie bei der ENIGMA handelt es sich bei der NEMA um eine Chiffriermaschine nach dem Rotorprinzip
mit Glühlampenanzeige, die allerdings im Vergleich zur ENIGMA komplexer aufgebaut
ist und eine höhere Schlüsselsicherheit bietet.
Die NEMA ist mit einer Umkehrwalze, welche nicht mitbewegt wird, sondern lediglich
in der Grundstellung eingestellt wird, fünf Fortschaltewalzen und vier Permutierwalzen ausgerüstet.
Im Gegensatz zur ENIGMA werden die Walzen in unterschiedlichen Abständen fortgeschaltet,
was die Schlüsselsicherheit massiv erhöht. Die Fortschalte- und die Permutierwalzen
können in unterschiedlichen Reihenfolgen zusammengesteckt und in die Maschine
eingelegt werden, der Schlüssel besteht aus der Reihenfolge der Walzen und
einem mit den Stellrädern in der Ausgangposition einzustellenden Schlüsselwort
aus zehn Buchstaben und wurde einem Telegramm vorangestellt und am Schluss wiederholt.
Beim Druck auf eine Taste mit einem der 26 Buchstaben wird je nach Einstellung
des Schlüssels auf dem Lampenfeld einer der 26 Buchstaben aufleuchten, auf
jeden Tastendruck bewegen sich die Fortschalte- und Permutierwalzen in unregelmässigen
Abständen weiter.
Der zu chiffrierende Text wird mittels der Schreibmaschinentastatur eingegeben
und der Chiffretext vom Lampenfeld abgeschrieben und auf ein Telegrammformular
übertragen, welches dem Funker zur Übermittlung übergeben wird.
Durch die mechanische Chiffrierung wird jeweils ein Buchstabe durch einen
andern ersetzt, beim gleichen Druck auf dieselbe Taste wird derselbe Klartextbuchstabe
durch verschiedene Buchstaben im Chiffrat ersetzt, der Umstand, dass ein Buchstabe
niemals durch sich selber ersetzt werden kann, ist ein Schwachpunkt der
Chiffriermaschinen nach dem Rotorverfahren.
Die NEMA wurde von der Apparate- und Maschinenfabrik Uster, der Zellweger AG,
hergestellt, welche auf dem Gebiet der Präzisionsmechanik Erfahrungen hatte, aber
ansonsten nie mit Chiffriertechnik zu tun hatte. Die gesamte Produktion erfolgte
in einem geheimen Projekt, nur wenige Mitarbeiterinnen durften die Walzen in
einer geheimen Anlage verdrahten. Da alle Kisten der Schweizer Armee im Zeughaus
eine Beschriftung tragen müssen, entschied man sich für das Kürzel T.D., was
für "Tasten Drücker" steht.
Die Maschinen im Instruktionsmaterial (zur Ausbildung der Soldaten) sind mit
anderen Walzen ausgestattet, als die KMob - Maschinen: diese, gekennzeichnet
mit einer Aufschrift "Nur bei Kriegsmobilmachung abgeben", verfügen über zwei
zusätzliche im Deckel des Schutzkastens untergebrachte Reserve - Walzenpaare.
Nochmals andere Fortschaltewalzen finden sich in Maschinen, die im Eidgen. Politischen
Departement zum Einsatz kamen.
Die Chiffriermaschinen standen 1948 - 1979 beim Heer und im EPD im Einsatz.
Das NEMA-Verfahren wurde 1992 entklassifiziert (d.h. die Geheimhaltung aufgehoben)
und die Maschinen gelangten Mai 1994 im Zeughaus Meiringen als Liquidationsmaterial
in den freien Verkauf.
weitere Lektüre:
d: Das Fernmeldematerial der Schweizerischen Armee, Band 10, Codes und Chiffrierverfahren, Merker Verlag, Luzern
© Martin Bösch 11.6.2011
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