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überarbeitet am 1.6.2013

Um das grosse Problem der fehlerbehafteten und langsamen Nachrichtenübertragung durch mangelhaft ausgebildete Telegraphisten anzugehen, wurde zum Einsatz auf den Grossstationen das Hellschreibersystem von Siemens angeschafft. Da die Anforderungen an die Funker zur optimalen Abstimmung noch höher als zum CW-Empfang waren und die zunächst eingesetzten Stationsempfänger Lorenz EO 509/1 sich als nicht ausreichend empfindlich erwiesen, wurde die Hellschreiberausrüstung nach einigen Jahren durch das Schnelltelegraphiesystem Moser-Baer ersetzt.

Hell - Schreiber

Der Hell-Schreiber resp. das Fernschreibverfahren nach R. Hell wurde von Rudolf Hell 1929 entwickelt, die von Siemens vertriebenen Hell - Schreiber - Anlagen stiessen vor allem beim Presse- und Wirtschaftsfunk auf grosses Interesse.
Die in Form eines Lochstreifens vorliegenden Meldungen werden vom Hell - Geber in ein Raster von 7 x 7 Bildpunkten zerlegt, dieses Signal als Impulsfolge dem Sender zugeführt. Im Empfänger werden die aufgefangenen Tonimpulse verstärkt und einem Schreiber zugeführt, der mittels einer Schreibspindel die Meldung in doppelter Ausführung zweimal übereinander auf einen Papierstreifen druckt, bei schlechter Synchronisierung der Geschwindigkeit verlauft die Schreibrichtung auf dem Streifen schräg, die Meldung ist aber weiterhin lesbar. Dass aufgrund schlechter Ausbreitungsbedingungen fehlende einzelne Bildpunkte die Lesbarkeit nicht wesentlich verschlechterten (im Gegensatz zum Fernschreiber mit dem Baudot - Code), sondern die Meldung ohne grössere Probleme auch mit verstümmelten Schriftzeichen entziffert werden kann, verhalf der Hell - Methode zu einer grossen Redundanz und guten Verfügbarkeit auch bei schlechten Ausbreitungsbedingungen.

Handlocher Die Hell - Anlage besteht aus einem "Handlocher", in den die Meldung zur Erzeugung geeigneter Lochstreifen eingetippt wird.
Hell - Lochstreifenleser Im Lochstreifenleser werden die Lochstreifen ausgelesen und das Hell - Signal generiert.
Röhrensummer Überlagert mit einem tonfrequenten Wechselstrom von 900 Hz von einem Röhrensummer (NF-Generator) wird er dem Sender zugeführt, erst vor dem Gitter der Taströhre erfolgt die Gleichrichtung und Tastung des Senders durch Ein-Aus-Tastung der Trägerwelle.
Hell - Schreibverstärker Das Signal muss im Empfänger mittels Telegraphie - Überlagerer (BFO) respektive beim Lorenz - Empfänger durch Anziehen der Rückkopplung bis zum Schwingungseinsatz in eine Tonfrequenz umgesetzt werden, dieses vom Empfänger kommende Audiosignal wird verstärkt (im Verstärkerkästchen resp. Empfangstastgerät) und dem Hell - Schreiber zugeführt.
Hell - Schreiber Eine doppelte Schreibschnecke wird mittels Elektromagneten zum Drucken der Zeichen auf den laufenden Papierstreifen gezogen.
Bei schlechter Synchronisation der Geschwindigkeit laufen die beiden Ausdrucke der Meldung schräg, die Meldung an sich bleibt aber lesbar. Mit dem Geschwindigkeitsregler kann die Synchronisation angepasst werden, bis bei optimaler Synchronisation die beiden Druckstreifen genau parallel laufen.

Die grossen Funkstationen G1,5K, G3L und C-Station der Schweizer Armee waren ab 1935 mit Hell - Schreibern ausgerüstet. Aufgrund der Empfangsqualität vor allem der eingesetzten Allwellenempfänger Lorenz EO509 in der G1,5K und der hohen Anforderungen an das Bedienpersonal der Station waren die Übertragungen dennnoch unzuverlässig und das Hell - Verfahren wurde im militärischen Einsatz in der Schweiz zugunsten einer verbesserten Morseausbildung wieder eingestellt, die Hellschreiber wurden 1944 aus dem Korpsmaterial zurückgezogen.

Die abgebildete Anlage wurde anlässlich des Usterstags 2010 der IgUem funktionsfähig demonstriert, ganz herzlichen Dank an Werner Gebauer für die Überlassung einiger Originalstreifen.

weitere Lektüre:
d: Siemens Hell-Schreiber auf Frank Dörenberg's Hellschreiber page
d: Fa. Rudolph Hell, Kiel at www.radiomuseum.org

© Martin Bösch 3.6.2011