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Funkgerät SE-222
Zellweger AG, Uster

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überarbeitet am 11.3.2011

Als Ersatz für die Station "TL" hat die Kriegstechnische Abteilung 1950 einen Auftrag zur Entwicklung einer Grenzwellenstation ausgeschrieben, nach bereits erfolgten Vorarbeiten konnte Zellweger Uster bereits 1954 mit vier Prototypen einer FSK-tauglichen Grenzwellenstation aufwarten. Diese überzeugte so, dass sie als SE-222 als Einheitsstation für die grossen Verbände 1956 in einer Vorserie von 25 Stationen und in grösseren Stückzahlen bis 1963 beschafft wurde.
Zunehmende Bedeutung bekam die Informationsübermittlung in Telephonie und vor allem mittels Funkfernschreiben. Aufgrund der Anfälligkeit des Standard - Fernschreibverfahrens auf Störzeichen wurde dem Verfahren der Gretag der Vorzug gegeben, bei dem die Zeichen aus 14 Einzelelementen zusammengesetzt übermittelt wurden. Bei einer Fehlübermittlung blieb das verstümmelte Zeichen oft noch leserlich, im Gegensatz zum "Chinesisch" der aus der Synchronisation gefallenen Baudot-Fernschreiber. Mit der Kombination des 14-Element Fernschreibers ETK und dem Krypto-Funkfernschreiber - Gerät war über das SE-222 auch sicher verschlüsselter Funkverkehr möglich.

Sendeempfänger,

Mechanische Anzeige auf 500 Hz genau, 1,7 - 3,5 MHz.

CW (A1), LSB (A3A), FSK (F1)

pout A3A 200W, A1 und F1 100 W

Empfindlichkeit SSB<2uV

Selektivität
SSB 3 kHz, CW/FSK 0,5 kHz

Betriebsspannung 90 - 290 V (nom. 220 V)
Betrieb an 5m - Rutenantenne im Fahrzeug, 13m Mastantenne oder 2 x 37m Dipolantenne.
Reglement Funkgerät SE-222
Handbuch Funkgerät SE-222 Band IHandbuch Band I Handbuch Funkgerät SE-222 Band IBand II Handbuch Funkgerät SE-222 Band IBand III Handbuch Funkgerät SE-222 Band ISchemata

Die Funkstation SE-222 besteht im wesentlichen aus zwei Metallkästen mit dem Sendeempfänger und dem Netz - Speisegerät / Lautsprecher, diese Kombination ist bei mehreren Geräten seit dem E39 typisch für Schweizer Armeegeräte.
Die Funkstation konnte mobil in einem VW-Bus betrieben werden, ein zweiter VW-Bus diente zum Transport der Bedienmannschaft, oder auch ausgebaut in einem Gebäude oder Unterstand, Fernbedienung über eine Feldtelephonleitung ist über maximal 1,8 km Distanz möglich.
Über Bodenwellen war in hügeligem Gebiet eine maximale Reichweite von mindestens 10 - 15 km bei mobilem Betrieb vorgesehen, über Raumwellen in der Nacht können mit einer geeigneten Antenne ganz andere Distanzen überbrückt werden.

Die Stromversorgung erfolgt über Netz, es können Spannungen zwischen 92 und 292V eingestellt werden, mit der üblichen 220V Betriebsspannung benötigt das Gerät im Empfangsbetrieb 140 und im Sendebetrieb 455W. Neben Netz- war auch Benzingeneratorbetrieb vorgesehen. Der Sendeempfänger- und Speisegerätkasten bringen je 26 kg auf die Waage, diverse Zubehörkisten mit Ersatz- und Antennenmaterial fast noch einmal so viel.

Im Sender wird die NF einem Gegentaktmodulator zugeführt und mit dem Signal eines 250 kHz-Oszillators gemischt, nach Trägerunterdrückung durchläuft das Signal ein mechanisches Filter, das lediglich das obere Seitenband durchlässt. Im zweiten Sendermodulator wird auf die zweite Sender-ZF umgesetzt, die im Bereich von 800 - 900 kHz variabel ist, im dritten Sendermodulator wird mit dem Oszillatorsignal des in 100 kHz-Schritten von 2,6-4,3 MHz abstimmbaren Quarzoszillators gemischt, wobei sich daraus die Sendefrequenz im Bereich von von 1,7 - 3,5 MHz ergibt. Nach zwei Treiberstufen gelangt das Signal auf die Gegentakt- Senderendstufe, bei schlecht eingestellter Antennenabstimmung wird das Signal von einer Senderschutzschaltung automatisch herabgeregelt.

Im Empfänger werden die Signale derselben Oszillatoren verwendet: nach einer ersten HF-Verstärkerstufe und dem Abschwächer entsteht die erste Zwischenfrequenz von 251,5 kHz. Die Frequenz des Quarzoszillators mit seinen 100 kHz-Schritten wird mit dem Signal des im Bereich von 548,5 - 648,5 kHz variablen VFO gemischt, das umgesetzte Signal passiert dasselbe mechanische Filter und eine ZF-Verstärkerstufe, die mit dem HF-Gain gekoppelt ist, nach Mischung mit dem 250 kHz-Oszillatorsignal entsteht das hörbare Audiosignal.

Am Sendeempfängergerät finden sich oben die zwei Zellweger - typischen grossen Anzeigeinstrumente für Signalstärke (S-Meter) und Antennenstrom. Dazwischen fehlt recht häufig die Revue - Stationsuhr mit dem mechanischen 7 Tage - Werk.
In der mittleren Reihe der Bedienelemente finden sich links der RF-Gain- und darunter der AF-Gain / Lautstärkeregler. In der Mitte das Sichtfenster für die Arbeitsfrequenz, die mechanisch digital angezeigten 100 kHz-Schritte werden mit dem äusseren und die 0 - 99 kHz-Stellen mit dem inneren Abstimmknopf eingestellt, die Frequenzgenauigkeit ist besser als 500 Hz. Rechts neben dem Handgriff / Schutzbügel finden sich die Antennenanpassregler.
In der untersten Reihe der Bedienelemente finden sich die Anschlüsse für das Mikrotel (standardisierter Telephonhörer mit Sende-/Empfangsumschaltung, ähnlich wie beim Feldtelephon) und den Kopfhörer, der Betriebsartenschalter, der Lautsprecher und FSK-Kontrollschalter. Die Abstimmtaste und der Antennenkopplungsschalter folgen. Der Fernbetriebsschalter muss auf "ORT" stehen, dann lässt sich zum FSK- Empfang mit dem F+-Schalter von Senden auf Empfang umschalten. (Wer hat schon einen Krypto - Fernschreiber, um den Fernbetrieb im Krypto-Modus zu erproben...).

An der rechten Schmalseite des Gerätes finden sich die Anschlüsse für den Fernbetrieb über (Feld-)Telephonleitungen F.Tf.50, die Anschlüsse für Morsetaste, Fernschreiber ETK und das Spannungsversorgungskabel vom Speisegerät und daneben die "Bügeleisen"-Antennenbuchse und der Gerätelüfter, darunter die Erdbuchsen.
Auf der Klappe sind die üblichen Einstellungen für die Antennenanpassungsregler auf den verschiedenen Bändern angegeben.
Zuunterst finden sich zwei kleine Drehschalter und ein Sichtfenster, je nach Mess - Schalterstellung können verschiedene Betriebsspannungen und -ströme der Röhren mit dem rechten Anzeigeinstrument gemessen und Fehler eingegrenzt werden.

Speisegerät zum SE-222 Am Netzspeisegerät kann mit dem herausziehbaren Spannungswahlschalter auf zahlreiche Netzspannungen eingestellt werden, das Spannungskontrollinstrument erlaubt die Kontrolle der Netzspannung, der Zeiger sollte bis zur roten Marke ausschlagen, wenn die Spannung korrekt gewählt ist. Wenn der Speisungsschalter auf Empfang steht, müsste die grüne Kontroll-Leuchte EMPFÄNGER aufleuchten, wenn der Speisungsschalter auf Sender-Empfänger steht, müsste auch die rote Lampe SENDER zusätzlich aufleuchten.
Am Speisegerät links finden sich die Netzsicherungen, ein 12V Anschluss für eine Leselampfe und eine 220 V - Steckdose, auf der rechten Seite neben dem Lautsprecher die verschiedenen Sicherungen für die Heiz- und Anodenspannungen und unten der Multipolanschluss für das dicke Speisekabel.

Zum SE-222 gehörten noch diverse Zubehörkästen mit den notwendigen Kabeln, der Morse- Taste, dem Microtel (Telephonhörer mit Sprech resp. "push to talk" - Taste, wie er in der Schweizer Armee verschiedentlich eingesetzt wird), der Leselampe, Ersatzröhrenmaterial, Messkabel zur Störungsbehebung und ein eine Kiste mit Antennenmaterial sowie Kabelrollen für den Fernbetrieb.

Nach eingehender Erprobung wurden 1963/64 228 Stationen vom Östereichischen Bundesheer abgekauft und blieben bis ca. 1980 im Einsatz.
SE-222 Österr. Bundesheer

Da das Gerät im Gegensatz zu vielen anderen militärischen Geräten "standalone" eingesetzt werden kann, wird es gelegentlich immer noch von zum Amateurfunkbetrieb auf 160m benutzt.

weitere Lektüre:
d: Die Funkertruppe, Rudolf J. Ritter, Bundesamt für Übermittlungstruppen
d: Schriftenreihe: das Fernmeldematerial der Schweizer Armee, R. J. Ritter
d: Bildmaterial auch zum Betrieb mit dem Krypto - Funkfernschreiber 58 oder der Website der IgUem
Reglement Funkgerät SE-222 Funkstation SE-222, Regl 58.124
Techn. Handbuch SE-222 Funkstation SE-222, Techn. Handbuch

© 1/2008 Martin Bösch